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Kopf gegen Kopf

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Entstehung

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Als ich noch zur Schule ging, hatten wir auf dem Schulhof eine Tischtennisplatte. Schläger und einen passenden Ball hatten ich und meine Klassenkameraden aber selten dabei. Also behalfen wir uns anders.

Wir spielten Tischtennis, benutzten aber einen Tennisball, als Schläger dienten unsere Hände. Manchmal verwendeten wir auch einen Fußball, den wir mit dem Kopf auf die andere Seite wuchteten.

Dass dies ein paar Jahre später eine richtige Sportart wird, dachten wir im Leben nicht. Umso erstaunter war ich, als ich vor einigen Wochen im Internet herumstöberte und auf Headis stieß. "Genial" dachte ich, "das gibt es ja wirklich. Das muss ich ausprobieren."

Kurz gegooglet, wo es Headis-Spieler in der Ortenau gibt, prompt wurde ich beim GSV Mietersheim in Lahr fündig. Eine Mail, eine Antwort, ein Termin - und schon war ich Teil der Headis-Gemeinschaft.

Schon beim Mailverkehr und den Telefonaten mit Philip, der das Training in Mietersheim organisiert, habe ich gemerkt, dass Headis ein lockerer und cooler Sport ist.

Das Training ist auch ein Treffen unter Freunden. Als Erfrischung zwischen den Spielen gibt es gekühlte Getränke und gute Musik. Nicht umsonst gehört die Party zum festen Bestandteil der Headis-Gemeinschaft.

Fürs bloße Rumsitzen war ich aber nicht gekommen. Ich wollte lernen, wie  man Headis spielt.
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Als Fußballer ist mir auch das Kopfballspiel vertraut. Das richtige Timing, die Platzierung des Balles auf der Stirn und den Druck, den ich hinter die Kugel bringen muss - alles Dinge, die ich in 21 Jahren als aktiver Fußballer gelernt habe. 

Eine Umstellung musste ich aber vornehmen. Und zwar eine wichtige. Dass ich mich daran oftmals nicht gehalten habe, durfte ich mir das ein oder andere Mal anhören.

"Schön von unten nach oben. Wir sind hier doch nicht beim Fußball", kam es in regelmäßigen Abständen aus Philips Mund in meine Richtung geschalt. Nach einigen Dutzend Ballwechseln aber kam ich immer besser in den neuen Sport rein.

   
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Wer mit Headis beginnt, kann sich am eigens für Anfänger entwickelten Starter-Programm orientieren. Das geht 135 Minuten und ist für maximal 20 Teilnehmer konzipiert. 

Dieses funktioniert folgendermaßen:

1. Warm-Machen und Ballgewöhnung:
Wo in den Anfangsjahren des Sports noch mit einem Plastikball, wie ihn Kinder oft haben, gespielt wurde, entwickelte Wegner Jahre später einen eigenen Headis-Ball. Er besteht aus einer speziellen Gummimischung. Um die speziellen Flug- und Aufspringeigenschaften des Balles kennenzulernen, sollte man ihn einige Male köpfen, auf dem Boden aufprallen lassen, gegen eine Wand werfen und so weiter. So lernt man, wie er reagiert. 

2. Übungen an der Platte: Wichtig dabei ist zu Beginn die richtige Stellung. Die Hände legt man auf die Platte, dabei geht man leicht in die Knie. Ein Spieler auf der anderen Seite wirft den Ball zu. Dieser wird zurückgeköpft. Anders als beim Fußball köpft man beim Headis von unten nach oben. Den Ball sollte man nach Möglichkeit mit der Stirn treffen. 

3. Aufschlag für Anfänger: Er ist wohl die Königsdisziplin beim Headis. Anfänger werfen sich den Ball in die Luft und machen einen Aufschlag. Der Ball muss erst auf die eigene, dann auf die gegnerische Platte. Wie beim Tischtennis auch. 







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4. Aufschlag für Fortgeschrittene: Wer die Anfangsübungen beherrscht, kann einen Schritt weitergehen. Anstatt den Ball in der Mitte der Stirn zu treffen, benutzen Profis die Schläfe. So kann man Bälle, die auf die Seiten der Platte geschlagen wurden, noch erreichen. 

5. Volleyannahme: Ein gravierender Unterschied zum Tischtennis ist die Möglichkeit, Bälle volley zu nehmen. Heißt: Aus dem Spiel heraus darf man einen Köpfer des Gegners zurückspielen, ohne den Ball auf die eigene Seite aufkommen zu lassen. Erlaubt ist es, auf die Platte zu hüpfen. Hat man das einmal gemacht, muss man beim nächsten Ballwechsel aber mindestens einmal zurück auf den Boden. 

Richtig in der Headis-Szene angekommen ist man, wenn man einen offiziellen "Kampfnamen" hat. Philip ist bei Turnieren nur unter "Tulpen Casper" bekannt. Andere heißen "Headi Potter", "Headonis" oder auch "Limettenking".
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Das Headis-Regelwerk ist relativ überschaubar. Es besteht aus lediglich 13 Paragraphen und befasst sich vom Ball, über das Spielprocedere bis hin zum Turnierablauf. 

Angabe: Wie beim Tischtennis, muss der Ball auch beim Headis zuerst auf die eigene, dann auf die gegnerische Seite. Ob der Ball links oder rechts aufkommt, spielt keine Rolle.

Gewinnsätze: Derjenige, der zuerst elf Punkte erreicht hat, gewinnen einen Satz. Das Aufschlagsrecht wechselt nach drei gespielten Punkten. Steht es zehn zu zehn wird so lange gespielt, bis ein Spieler zwei Punkte Unterschied herausgespielt hat. Zwei Sätze müssen gewonnen werden, um sich Sieger eines Spiels nennen zu dürfen.

Volleyangriff: Anders als beim Tischtennis, darf der Ball volley gespielt werden. Ein Spieler muss also nicht darauf warten, bis der Ball während eines Ballwechsels auf der eigenen Seite aufkommt. Anders sieht das beim Aufschlag aus. Hier muss der Ball zwangsläufig auf der eigenen Seite aufspringen, bis weitergespielt werden kann.

Nach einem Volleyangriff muss ein Spieler aber wieder zurück auf den Boden. Er darf also nicht einfach auf der Platte liegen bleiben. 



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Headis wird auf einer handelsüblichen Tischtennisplatte gespielt. Die Maße sind dieselben. Im Gegensatz zum Spiel mit den kleinen Schlägern, ist das Netz eher eine Stange.

Diese dient dazu, den Spielfluss aufrecht zu erhalten. Denn, der Ball streift häufig das "Netz" und auch wenn er zweimal, dreimal oder häufiger nacheinander auf der Stange aufkommen sollte, geht das Spiel weiter.

Die Spieler dürfen die Platte mit jedem Körperteil berühren. Sie dürfen auf die Platte draufspringen, sich festhalten und so weiter.
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Als René Wegner im Jahr 2006 in einem Schwimmbad in Kaiserslautern war, waren die Beachvolleyballfelder und die Fußballplätze besetzt.

Nur die Tischtennisplatten waren frei. Schläger hatten Wegner und seine Freunde aber keine dabei. Kreativ, wie der Sportwissenschaftler ist, benutze er kurzerhand seinen Kopf statt der Schläger und einen Plastikball, anstelle eines Tischtennisballes. Und schon war die neue Sportart, die den Namen Headis bekam, geboren.

Weil die neue Disziplin so gut ankam, erhielt sie im Jahr 2010 den ISPO brand new award. Dieser fördert innovative Produkte und die Marke, die dahinter steht. Für die Bewerbung zugelassen sind Marken, die nicht älter als vier Jahre sind. 

Das Augenmerkt der Jury liegt auf den Punkten Produkt, Innovation, Design, Marke, Markenpotenzial und Marketing. Die 50 besten Produkte erhaltne die Gelegenheit, ihre Marke auf der ISPO  Munich auszustellen und zu präsentieren.

Die ISPO Munich ist eine internationale Plattform und Messe für den Bereich des Sports Business.





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Seit 2012 ist der Begriff Headis offiziell eingetragen. Demnach darf nur derjenige diese Sportart unter diesem Namen spielen, der auch die entsprechende Lizenz dafür hat. 

Zur Professionalisierung gehört neben einem Logo auch der Ball, der eigens für Headis entwickelt wurde. 

Wo zu Beginn noch mit einem Plastikball, mit dem Kinder gerne spielen, um Punkte gerungen wurde, haben Headis-Erfinder René Wegner und sein Team 2012 ein Spielgerät extra für Headis entwickelt.

Der "Headis Match Ball" besteht aus einer besonderen Gummi- und Kunststoffmischung, ist sieben Zoll groß und wiegt 100 Gramm.


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Im Rahmen der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 entwickelten Wegner und sein Team das Projekt "Headição". Der Begriff setzt sich aus "Headis" und  "Seleção" zusammen und bedeutet so viel wie "Großes Headis".

Im Rahmen des "Headição"-Projekts in Brasilien, sind Wegner und sein Team in Schulen gefahren und haben dort gemeinsam mit den Schülern, Lehrern und Betreuern Tischtennisplatten gebaut und Spenden gesammelt. Um die Nachhaltigkeit sicherzustellen, wurden die Betreuer vor Ort geschult.

In Zukunft wird die Headição-Crew mit dem Grafitti-Artist Carl Kenz aus Kaiserslautern zusammenarbeiten. Mit ihm werden nicht nur Tischtennisplatten gebaut und Spenden gesammelt. Kenz wird zum einen heruntergekommene Fassaden verschönern und zum anderen Jugendlichen einen Einblick ins Grafitti und Sprayen geben. 

Weil das Projekt so erfolgreich lief, ging "Headição" auch in die Dominikanische Republik und nach Südafrika. Auch die Jungs vom GSV Mietersheim, um Philip alias Tulpen Casper, haben sich für das Projekt engagiert.

Für das Projekt hat das Headis-Team 2015 den ISPO Brand New Award in der Kategorie "Social Awareness" bekommen. Die Jury begründete ihre Entscheidung so:

"Das Projekt „Headição – Balls & Colorz for the World" wurde von Headis-Erfinder René Wegner und seinem Team ins Leben gerufen. Headis spielt sich wie Tischtennis, nur eben mit dem Kopf und einem speziellen Ball. Ziel war es Sportangebote zu den benachteiligten Kindern und Jugendlichen zu bringen, die nicht die Möglichkeit haben sich sportlich und kreativ zu entfalten.

Im Mai 2014 besuchte das Team daher Waisenhäuser und andere soziale Einrichtungen in Brasilien und bauted dort aus Holz und Wassertonnen die benötigten Tischtennis-Platten, verteilte Spielausrüstungen und veranstaltete Workshops.

Die Initiatoren wollten zeigen, dass im Land der Fußball-WM auch ohne millionenschwere Ausgaben viel Gutes getan werden kann. Jetzt soll das Projekt nachhaltig in Brasilien und auch anderen Ländern etabliert werden."

Quelle: ISPO  

Wer mehr über Headição erfahren will, kann das hier machen. 

 
 
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Wegner ist nicht nur Headis-Erfinder. In erster Linie ist er Sportwissenschaftler. 

In Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des 1. FC Kaiserslautern erarbeitete er wissenschaftliche Studien, die belegten, dass Headis das Kopfballspiel von Fußballern verbessere. 

Nicht umsonst benutzen mittlerweile viele Fußballklubs die Möglichkeit Headis zu spielen, um das Kopfballspiel ihrer Spieler voran zu bringen.

Weil Headis ein gutes Training für die Beine, den Rücken und den Nacken ist, arbeitet Wegner daran, "seine" Disziplin als Schulsport zu etablieren.

An einigen Universitäten, darunter unter anderem in Kaiserslautern, Köln, Göttingen, Mainz, Trier, Darmstadt sowie an der Uni des Saarlands gehört Headis bereits zum Hochschulsport.
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Das erste Headis-Turnier fand in der Heimat des Erfinders, in Kaiserslautern, statt. 

Die Headis-Turniere laufen immer nach demselben Procedere ab. Zunächst gibt es eine Gruppenphase mit mehreren Gruppen, in denen im Eins-gegen-Eins gespielt wird. Die besten Teilnehmer kommen in die K.O.-Phase. Erst hier gibt es Weltcuppunkte.

Da jedes Turniere mit einer unterschiedlichen Sternewertung von eins bis fünf versehen ist, gibt es auch unterschiedliche viel Punkte für eine erreichte K.O.-Runde. Die Spielregeln sind für Männer und Frauen gleichermaßen gültig. Gespielt wird aber in getrennten Wettbewerben.



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Wie bei anderen Sportarten auch, gibt es am Ende eines Jahres das große Masters-Turnier. Die besten 18 Teilnehmer des ablaufenden Jahres treffen sich und ermitteln den Gewinner.

Für die Gesamtwertung spielt das Masters aber keine Rolle. Die Ergebnisse fließen nicht in die Gesamtwertung ein.

Der beste Headis-Spieler der Welt wird bei der Weltmeisterschaft ermittelt. Bei dieser gibt es vor der Gruppenphase eine zweitätige Qualifikation.

Die Teilnehmer der Endrunde erhalten Weltcup-Punkte. Die Weltmeisterschaft ist das einzige Turnier mit fünf Sternen.

Am Ende eines Wettkampfs, egal ob einfaches Turnier, Masters oder Weltmeisterschaft, gibt es immer eines: Eine Party. Die gehört nämlich genau so zu Headis, wie der Ball, die Platte, die "Kampfnamen" und das soziale Engagement.

 
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Das war der wohl krasseste Ballwechsel des WM-Finals 2015 in Kaiserslautern.

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Wer mal Lust hat, selbst Headis zu spielen, kann das immer dienstags, mittwochs und donnerstags in Lahr/Mietersheim machen. In der GSV-Halle treffen sich dann der "Froschkönig" und seine Kollegen zum Training - im Sommer draußen, im Winter in der Halle.
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