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Klimawandel

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Der Klimawandel in der Region

Das Verfeuern von fossilen Brennstoffen zeigt Wirkung auf Mensch, Tier, Wald, Touris­tik und Landwirtschaft. Der Klimawandel be­trifft alles und jeden und wird in den kom­menden Jahrzehnten eines der prägenden Themen weltweit sein.

Die MITTELBADISCHE PRESSE beleuchtet in einer zehnteiligen Serie die Auswirkungen des Klimawandels auf un­sere Region: Was ist zu erwarten? Ob und wie kann man reagieren?
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Klimawandel heute: Die Temperaturen steigen 

Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) hat anhand des Beispiels Karlsruhe die Auswirkungen eines doch eher unbedeutend erscheinenden Anstiegs der Durchschnittstemperatur um ein Grad Celsius in den vergangenen Jahren von acht auf neun Grad Celsius verdeutlicht. So herrschen in der Fächerstadt heute die gleichen Temperaturen wie im französischen Lyon vor 75 Jahren. Die Höchstniederschläge haben durch das Plus von einem Grad Celsius im Winter bis zu 35 Prozent zugenommen, genauso wie die Zahl der Hochwasserereignisse in den vergangenen 30 Jahren. Die Sommer sind dagegen eher trockener. 


Klimawandel morgen: Mehr Niederschläge

Laut den Berechnungen aller Klimaszenarien wird die Durchschnittstemperatur in Baden-Württemberg auch weiterhin stark zunehmen, bis 2050 um 0,8 bis 1,7 Grad Celsius. Hitzetage mit Höchsttemperaturen von mindestens 30 Grad Celsius sollen dann sehr viel häufiger auftreten, die Frost- und Eistage gehen hingegen deutlich zurück. Die Rheinebene wird besonders betroffen sein, hier gibt es momentan im Durchschnitt 60 Sommertage im Jahr, bis Mitte des Jahrhunderts sollen es 80 Tage sein. Die Niederschläge im Winter werden je nach Region um bis zu 35 Prozent zunehmen, womit im Winter automatisch auch eine größere Hochwassergefahr einhergeht.


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Zukunftsperspektiven: Mit Klimasimulationen

Mit weltweiten Vorhersagen für den Klimawandel kann man regional wenig anfangen, zu groß sind die Abweichungen. Das Institut für Meteorologie und Klimaforschung des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) hat deshalb eine Reihe von regionalen Kleinsimulationen für die jüngere Vergangenheit (1971 bis 2000) und die Zukunft (2011 bis 2040) durchgeführt. Dazu benutzten die Forscher das regionale Klimamodell COSMO-CLM in einer Auflösung von sieben Kilometern. Damit sind kleinräumigere Aussagen möglich, und Kommunalverwaltungen oder Landratsämter können somit genauer abschätzen, welche Folgen auf ihr Gebiet zukommen können. 


Extremereignisse: Stürme und Hagel

Es ist noch nicht eindeutig belegt, ob der Anstieg der Häufigkeit von Unwettern mit dem Klimawandel zu tun hat. Allerdings hat die Anzahl von starken Winterstürmen mit Böengeschwindigkeiten von bis zu über 200 km/h in den vergangenen 20 Jahren zugenommen. Auch die Häufigkeit und Intensität von Hagelstürmen hat zugenommen. Gebäudeversicherungsdaten für Baden-Württemberg zeigen, dass zwischen 1986 und 2008 die Schadenssummen stark gewachsen sind. Die Zahl der Tage, an denen Hagelschäden gemeldet wurden, lag in den 1980ern bei etwa zehn pro Jahr, in den 1990ern bei etwa 20 und jetzt zwischen 30 und 40 Tagen.
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Ein Eisbär, der auf einer Eisscholle einsam auf dem Meer treibt, ist zum Sinnbild für den Klimawandel geworden. Doch Eisbären und Eisschollen gibt es in Baden-Württemberg ja nicht, also warum sich Sorgen machen, mag sich der ein oder andere fragen. Doch damit liegt er falsch, denn der Klimawandel ist schon längst auch bei uns in Baden-Württemberg angekommen.

Der Klimawandel ist das Thema, das in den nächsten Jahrzehnten den Alltag vieler, wenn nicht aller Menschen bestimmen oder zumindest in irgendeiner Weise berühren wird, sind sich die Experten sicher. Das Wetter, die Pflanzen, wir Menschen, die Tiere – absolut alles wird durch den Klimawandel beeinflusst werden, und die Bevölkerung muss sich darauf einstellen. Das Wasser, die Landwirtschaft, der Naturschutz, die Energiewirtschaft, die Infrastruktur, der Tourismus und noch viele weitere Gebiete werden betroffen sein.

Den Klimawandel noch aufhalten zu wollen, erscheint angesichts der weltweiten Vorhersagen als eher aussichtslos, und somit ist die Frage nicht ob er kommt, da er ja bereits begonnen hat, sondern wie stark er ausfallen, und wie groß die Auswirkungen sein werden. Das IPCC (Intergovernmental Panel of Climate Change), das von den Vereinten Nationen bereits 1988 eingerichtet wurde, um den weltweiten Klimawandel zu untersuchen, präsentierte 2007 Forschungsergebnisse, laut denen zwischen 1900 und 2005 die globale Durchschnittstemperatur um etwa 0,7 Grad Celsius angestiegen ist, allein um rund 0,6 Grad Celsisus zwischen 1957 und 2007. Bis im Jahr 2100 könnte sie nach diesen Berechnungen 2100 in Europa sogar mehr als sechs Grad Celsius betragen. Die Betonung liegt dabei auf »könnte«, denn die Folgen der Erderwärmung exakt vorherzusagen ist aufgrund unzähliger Einflüsse auf die Daten schlichtweg nicht möglich, wie man auch an der Grafik rechts erkennen kann.

Aber auch hier gilt: Dass die Temperaturen steigen, ist sicher – nur nicht, um wie viel sie steigen. Da das Klimasystem auf Veränderungen eher träge reagiert, werden sich die Auswirkungen der in die Luft geblasenen Treibhausgasemissionen in den kommenden Jahrzehnten erst
nach und nach bemerkbar machen.

Auch wenn man beim Stichwort Klimawandel zumeist erst mal an das Abtauen der Gletscher in den Alpen, das Ansteigen des Meeresspiegels oder das zurückgehende Eis an den Polen denkt, ist auch in Baden-Württemberg der Klimawandel bereits deutlich messbar. Das Klima im Land hat sich im Laufe des letzten Jahrhunderts spürbar verändert: Die Durchschnittstemperatur ist in den letzten hundert Jahren um etwas mehr als ein Grad Celsius von um die acht Grad Celsius auf über neun Grad Celsius gestiegen, und die Rheintalebene schiebt dabei den Durchschnitt noch deutlich nach oben, hier dürfte der Temperaturanstieg also sogar bereits über einem Grad innerhalb der vergangenen 100 Jahre liegen.

Des Weiteren haben laut Messungen die Sommertage im Land mit einem Tagesmaximum von über 25 Grad Celsius zugenommen, und die Eistage mit einer Tageshöchsttemperatur unter 0 Grad Celsius sind deutlich seltener geworden. Zudem zeigten die Daten der vergangenen Jahre einen Trend zu höheren Niederschlägen im Winter und zu trockeneren Sommern. Aktuellen Klimamodellen zufolge wird sich diese Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen und sogar verstärken, was erhebliche Auswirkungen auf die Natur haben wird.


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Dass der Anstieg der Lufttemperatur und die Veränderungen all der weiteren Messdaten, die teils gravierende Veränderungen in der Umwelt und Natur aufzeigen, auf den Klimawandel zurückzuführen sind, hat die Landesregierung bereits vor mehreren Jahren erkannt. 1999 wurde in Zusammenarbeit mit dem Land Bayern und dem Deutschen Wetterdienst unter dem Namen »Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft« (Kliwa) ein Projekt gestartet, das zum Ziel hat, die Auswirkungen des Klimawandels auf den regionalen Wasserhaushalt zu erkennen.

2001 wurden in dem Projekt »Klimawandel – Auswirkungen, Risiken, Anpassung« (Klara) Bereiche außerhalb der Wasserwirtschaft betrachtet, und von 2006 bis 2010 wurde das Forschungsprogramm »Herausforderung Klimawandel Baden-Württemberg« durchgeführt. 2011 wurde schließlich das Forschungsprogramm »Klimawandel und modellhafte Anpassung in Baden Württemberg« (Klimopass) gestartet, das Grundlagenforschung betreibt und auch angewandte Forschungsprojekte durchführt. Klimopass soll die Erforschung der regionalen Klimaauswirkungen vorantreiben, Unsicherheiten in der Forschung beseitigen und Lösungsvorschläge erarbeiten, wie auf den Klimawandel reagiert werden kann.

Baden-Württemberg scheint sich also zu rüsten, was auch daran liegen mag, dass das Land nicht nur vom Klimawandel betroffen ist, sondern auch selbst überdurchschnittlich zum Klimawandel beiträgt. 0,3 Prozent der weltweiten Treibhausemissionen werden hier verursacht. Das ist mehr, als es dem Anteil des Landes an der weltweiten Bevölkerung entspricht. Auch deshalb hat die Landesregierung 2013 den nächsten Schritt getan und das Klimaschutzgesetz beschlossen, dessen oberstes Ziel die Treibhausgasreduzierung ist.

In dem Gesetz werden Vorgaben für die Reduzierung von Treibhausgasen genannt: Der CO2-Ausstoß des Landes soll bis 2020 um mindestens 25 Prozent und bis 2050 um 90 Prozent sinken. Des Weiteren sieht das Gesetz vor, dass die unvermeidbaren Auswirkungen des Klimawandels mit Hilfe einer landesweiten Anpassungsstrategie zu begrenzen sind.

Inwieweit das Gesetz Wirkung zeigt, hat sich bisher nicht feststellen lassen. Zu kurz ist es in Kraft, zu zeitverschoben sind Ergebnisse beim Klimaschutz zu erkennen. Da sich das Klima aber nicht um Gesetze schert und sich die Erderwärmung bestimmt nicht durch sie aufhalten lässt, kann es nur als ein winziger Baustein in den Anstrengungen, den Klimawandel zu bekämpfen, gesehen werden.

Weitere Infos zum Thema Klimawandel in Baden-Württemberg finden Sie im Internet unter anderem hier: http://um.baden-wuerttemberg.de/ und www.lubw.baden-wuerttemberg.de.

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Positive Auswirkungen: Mehr Vitamin D im Körper

Es gibt auch positive Auswirkungen des Klimawandels in Baden-Württemberg auf die menschliche Gesundheit, auch wenn sie die negativen Folgen bei Weitem nicht ausgleichen können. Durch den Klimawandel wird es in der Region künftig zum Beispiel weniger Tage geben, an dem der menschliche Körper sogenanntem Kältestress ausgesetzt sein wird. Die Winter werden insgesamt milder und kürzer. Somit wird es auch weniger kältebedingte Krankheits- und Todesfälle geben. Mehr Sonnentage bedeuten zudem, dass im Körper mehr Vitamin D produziert wird, was für die menschliche Gesundheit eine große Rolle spielt.

Negative Auswirkungen: Hautkrebs-Gefahr steigt

Dem geringeren Kältestress durch den Klimawandel stehen mehr Tage mit Hitzestress gegenüber. Diese führen vor allem bei Menschen in fortgeschrittenem Alter zu mehr Hitzetoten. Es wird neue und mehr Infektionskrankheiten geben, da sich Keime und Bakterien bei Wärme besser verbreiten und vermehren können, zudem werden zunehmend Allergie auslösende Pflanzenarten in der Region heimisch werden, wie beispielsweise die Ambrosie. Auch auf die Wirtschaft hat der Klimawandel Auswirkungen, da die Produktivität der Arbeitnehmer bei extremen Hitzetagen abnimmt. Durch mehr Sonnentage steigt auch die Gefahr von Sonnenbrand und Hautkrebs.

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Gefahr aus der Luft: Feinstaub und Ozon

Feinstaub und bodennaher Ozon verursachen weltweit jedes Jahr Millionen Tote. Durch den Klimawandel wird es häufiger heiße Tage geben, das bedeutet im Normalfall eine erhöhte Konzentration von Feinstaub in der Atemluft und bodennaher Ozon. Allein diese beiden Luftschadstoffe verursachen weltweit jedes Jahr Millionen Tote. Bodennahes Ozon kann die Schleimhäute reizen, entzündliche Reaktionen in den Atemwegen auslösen, die Lungenfunktion einschränken. Zu den Risikogruppen zählen vor allem Menschen, die sich oft im Freien aufhalten, wie Sportler, Bauarbeiter, Landwirte, aber auch Kinder und Menschen, die an Allergien oder Asthma leiden.

Hintergrund: Fakten zu Ambrosia

Die Ambrosia-Pflanze wurde vor mehr als 150 Jahren von Nordamerika eingeschleppt. Verunreinigtes Vogelfutter war seither einer von mehreren Verbreitungswegen. Ihr lateinischer Name lautet Ambrosia artemisiifolia. Der Name Ambrosie ist hierzulande auch geläufig, die Bezeichnung Beifußblättriges Traubenkraut seltener. Die Pflanze wächst unter anderem an Straßenrändern, an Autobahnen, auf Brachflächen, an Vogelfütterungsplätzen, in Kleingärten und auf Feldern. Der Pollenflug beginnt etwa Mitte Juli. Die Blütezeit ist zwischen Juli und Oktober. Schon geringe Pollenkonzentrationen (fünf bis zehn Pollen pro Kubikmeter Luft) können zu Allergien führen.
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Mit dem Klimawandel steigt die Anzahl der Tage, in denen die Region mit extremer Hitze klarkommen muss. Das wird vor allem für ältere Menschen eine große Belastung werden. Zudem können Krankheiten und Allergien auslösende Pflanzen auftauchen, die hier bisher nicht zu Problemen führten.

Hitze, Kälte, Sturm, Regen, Sonne, Wind – das nennt man Wetter, und das gab es schon immer. Der Mensch hat sich sowohl körperlich als auch mit passender Kleidung und schützenden Unterkünften daran gewöhnt und sich angepasst. Mit dem Klimawandel werden sich diese Wetterbedingungen aber verändern und teilweise extrem werden. Es wird mehr Hitzetage geben, die vor allem älteren Menschen zu schaffen machen dürften, aber auch Kindern, Schwangeren, Sportlern, chronisch Kranken und Menschen, die im Freien arbeiten, wie beispielsweise Bauarbeiter, Straßenarbeiter oder Landwirte.

Es wird mehr Starkregen und vermutlich mehr heftige Stürme geben, die Winter werden milder, was Krankheitsüberträgern wie der Zecke hilft zu überleben und neuen Arten wie der Asiatischen Tigermücke und anderen tropischen und subtropischen Schädlingen, die Krankheiten wie beispielsweise das Chikungunya- und Denguefieber übertragen, gute Lebensbedingungen verschafft. An mehreren Stellen in Baden-Württemberg wurden auch schon Sandmücken gefunden. Die blutsaugenden Insekten können die Leishmaniose übertragen, eine tropische Parasiteninfektion, die bisher nur aus dem Mittelmeerraum bekannt war.

Momentan nimmt Baden-Württemberg in der Lebenserwartung im EUVergleich noch eine Spitzenstellung ein, Frauen werden im Durchschnitt 83,3 Jahre und Männer 78,6 Jahre alt. Das könnte sich aber bald ändern, wie Studien zeigen. Durch heißere Tage und längere Hitzewellen, die für Baden-Württemberg vorhergesagt werden, könnten mehr Menschen erkranken und früher sterben als bisher.

Im Sommer 2003, als das Thermometer über Wochen extreme Temperaturen anzeigte, starben in Baden-Württemberg schätzungsweise 2000 vor allem ältere Menschen an den Folgen der Hitze. Ursachen der Todesfälle waren Herzinfarkte, Erkrankungen des Herz-Kreislauf Systems, der Nieren, der Atemwege und Stoffwechselstörungen. 2003 gilt momentan noch als Ausnahmejahr, doch solche Sommer könnten bald weitaus häufiger auftreten. Untersuchungen zeigen, dass es bis ins Jahr 2055 in allen Höhenlagen deutlich mehr Tage mit Wärmebelastung geben wird als bisher, wobei in den tieferen und wärmeren Lagen des Landes wie der Rheintalebene mehr Menschen durch hitzebedingte Folgen sterben könnten.

Zwischen null und 400 Metern Höhe ist laut Forschern durchschnittlich mit 2,4 bis 3,6 zusätzlichen Hitzetoten im Jahr pro 100.000 Einwohnern zu rechnen, in Höhenlagen zwischen 400 und 800 Metern könnten es 1,6 bis 2,4 sein, ab 800 Metern Höhe gibt es laut berechneter Szenarien »nur« 1,6 bis zwei zusätzliche Sterbefällle pro 100.000 Einwohnern mehr. Falls keine Anpassungsmaßnahmen getroffen werden, sagen Forscher bis 2055 landesweit jährlich insgesamt 180 bis 400 hitzebedingte Todesfälle voraus.



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Mit Anpassungsmaßnahmen sind verschiedene Dinge gemeint, von denen einige schon umgesetzt wurden. So wurde nach dem Rekordsommer 2003 zum Beispiel ein Hitzewarnsystem eigerichtet, mit dem in Baden-Württemberg fast 1500 Pflegeeinrichtungen erreicht und gewarnt werden können. Auf längere Sicht müssen Architekten und Stadtplaner aber wohl auch immer mehr darauf achten, dass neu zu errichtende Gebäude klimagerecht geplant und gebaut werden, um die Bewohner vor starker Hitze zu schützen.

Aber nicht nur die physischen, sondern auch die psychischen Belastungen werden für den Menschen größer werden. Häufiger auftretendes Extremwetter und damit verbundene Überschwemmungen, Hitzewellen und Waldbrände können Betroffene psychisch traumatisieren, sie können langfristig unter Angstzuständen, Depressionen und Aggressionen leiden, wie eine Arbeitsgruppe des Weltklimarats in einem Bericht schreibt. Derartige Folgen seien zum Beispiel bei Extremwetterereignissen in den USA oder Großbritannien zu beobachten gewesen.

Zudem erhöhen sich durch häufigere Hochwasser und die damit verbundenen Überschwemmungen auch die Gefahren, an Darminfektionen zu erkranken, und in durchfeuchtetem Mauerwerk können sich Schimmelpilze bilden, die wiederum zu Erkrankungen führen können.

Und auch in der Pflanzenwelt tut sich etwas durch den Klimawandel. Der bekannteste neue »Einwanderer« ist wohl die Ambrosie, die in Baden- Württemberg schon sehr verbreitet ist. Auch in der Ortenau ist sie schon vor Jahren angekommen. Mit den durch den Klimawandel steigenden Temperaturen fühlt sie und andere Pflanzen, die bisher eigentlich nur in wärmeren Regionen wachsen und ein hohes allergenes Potenzial haben, sich in Baden-Württemberg wohl. Die jährliche Leidenszeit von Asthmatikern und Allergikern wird sich zudem verlängern, da die allergieauslösenden Pflanzen länger blühen.

Steigende Temperaturen und die ansteigende Konzentration von CO2 in der Atmosphäre begünstigen außerdem das Pflanzenwachstum und steigern die Pollenproduktion allergieauslösender Pflanzen. Damit erhöht sich die Belastung für Allergiker zusätzlich. In den Ballungsgebieten beeinflussen zudem Luftschadstoffe, die unter bestimmten sommerlichen Wetterlagen vermehrt gebildet werden, die Aggressivität der Pollen. Die Zunahme von Sonnentagen und die damit verbundene Zunahme der UV Einstrahlung hat auch direkte Folgen für den Menschen.

Nicht nur wird die Entstehung von bodennahem Ozon wird begünstigt, auch das Risiko, an Sonnenbrand, Bindehautentzündungen und Hautkrebs zu erkranken, steigt rapide. Auch wenn es im Sommer also in Zukunft immer mehr Sonnentage geben wird, sollte man sich an diesen nicht allzu lange und vor allem nicht ungeschützt draußen aufhalten 
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KLIWA: Kooperation dreier Länder

KLIWA ist die Abkürzung für das Kooperationsvorhaben »Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft«. Die Länder Baden-Württemberg und Bayern sowie der Deutsche Wetterdienst kamen im April 1999 überein, eine längerfristige gebiets- und fachübergreifende Zusammenarbeit zu vereinbaren. 2007 trat Rheinland-Pfalz als vierter Kooperationspartner dem Vorhaben bei. Als Aufgabe gilt die Bewertung der künftigen Entwicklungen des Wasserhaushaltes, die Erkennung der möglichen Gefahren und Risiken und somit die Festlegung zukunftsorientierter, nachhaltiger wasserwirtschaftlicher Handlungsstrategien und -konzepte. 

Risikomanagement: Daten und Maßnahmen

Kommunen, die sich beim Thema Starkregen auf den Leitfaden »Kommunales Starkregenrisikomanagement in Baden Württemberg« stützen, erhalten vom Land einen Zuschuss von 70 Prozent der Kosten, die für kommunale Starkregengefahrenkarten mit nachfolgender Risikoanalyse und darauf aufbauendem Handlungskonzept entstehen. Der mit der Universität Freiburg erarbeitete Leitfaden beinhaltet Daten zur Niederschlagsmenge, die bei Starkregen abfließen kann – abhängig etwa von Bodenbeschaffenheit, Landnutzung und Versiegelung oder von Hang- und Kessellage. Zugleich zeigt er Maßnahmen, die vor Überflutungen schützen. 
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Beispiel Bodensee: Zu wenig Sauerstoff

Der Bodensee ist der größte Trinkwasserspeicher Europas, und auch er ist vom Klimawandel betroffen. Durch zu milde Winter können sich die verschiedenen Wasserschichten nicht mehr optimal vermischen. So wird beispielsweise zu wenig Sauerstoff in die unteren Bereiche transportiert. Zu wenig Sauerstoff kann in der Tiefe vor allem die dort lebenden Organismen schädigen. Davon sind beispielsweise Fischeier betroffen, vor allem von Felchen.
Es ist daher wichtig, den Nährstoffgehalt im Bodensee in natürlichen Grenzen zu halten: Denn eine Nährstoffbelastung würde die Sauerstoffzehrung im Tiefenwasser erhöhen, was unabsehbare Folgen hätte. 

Starkregen: Straßen werden zu Bächen

Unter Starkregen versteht man lokal begrenzten heftigen Niederschlag. Da er oft plötzlich auftritt, kann man sich kaum auf ihn vorbereiten. Wege, Straßen und Einschnitte im Gelände können im Nu zu reißenden Sturzbächen werden. Im abschüssigen Gelände fließen die Wassermassen oberirdisch ab. Solche Sturzfluten haben hohe Strömungskräfte und können große Mengen an Treibgut wie Holz sowie Boden und Geröll mit sich reißen. Das kann an Rohren, Brücken, Stegen und Zäunen Wasser aufstauen und so zu Überflutungen führen. Typisch bei Starkregen sind Wassereintritt in Gebäude und Schäden an der Bausubstanz.
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Der Klimawandel hat auch starke Auswirkungen auf den Wasserhaushalt in der Region. Landwirtschaft, Schifffahrt und natürlich der Mensch selbst werden zukünftig öfters unter Überschwemmungen und Dürren leiden müssen. Dagegen unternehmen kann man nicht viel, es bleibt nur Vorkehrungen zu treffen, um die schlimmsten Folgen zu verhindern oder zumindest abzumildern. 

Baden-Württemberg ist reich an Grundwasser. Das ist die gute Nachricht. Dennoch ist es nicht unerschöpflich. Momentan liegt der Pegel nach einem sehr trockenen Winter extrem niedrig. Dadurch können, wenn auch im Frühling und im Sommer für längere Zeit das Wasser von oben ausbleibt, Bäche oder Flussabschnitte austrocknen, was für Flora, Fauna und den Menschen schwerwiegende Folgen haben kann. Nicht nur, dass Pflanzen, Tiere und der Mensch das kühle Nass zum überleben brauchen, auch die Binnenschifffahrt ist darauf angewiesen, und Atomkraftwerke, von denen in BadenWürttemberg immer noch welche am Netz sind, werden mit Flusswasser gekühlt.

Normalerweise werden im Winter durch ausdauernde Niederschläge und danach durch die Schneeschmelze die Grundwasserreserven, die im Sommer sinken, wieder aufgefüllt. Dadurch, dass es durch den Klimawandel im Winter aber immer weniger Niederschläge gibt, passiert das nicht mehr. Und das trifft nicht etwa nur auf den vergangenen Winter zu. Laut dem Kooperationsvorhaben KLIWA (Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft), war Baden-Württemberg auch im Jahr 2015 durch eine extreme Trockenheit geprägt. Im Deutschlandmittel fielen damals etwa zehn Prozent zu wenig Niederschlag, in Baden-Württemberg betrug das Niederschlagsdefizit im Durchschnitt etwa 24 Prozent im Vergleich zur Referenzperiode 1961 bis 1990. Also fast ein Viertel weniger.

Zwei Jahre hintereinander zu wenig Niederschlag, das hat Folgen für das Grundwasser. »Seit 1913 war es nicht mehr so schlimm«, sagte Wasser-Experte Michel Wingering von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) Anfang Februar. Das könne im Lauf des Jahres zum Problem für Fließgewässer und deren Ökosysteme werden. »Solche Gewässer führen relativ früh dann Niedrigwasser und können in Teilen ganz austrocknen.«

Vor allem von Juni bis November muss man im Land zukünftig aufgrund von längeren Trockenperioden mit niedrigen Pegelständen rechnen. Zu den fehlenden Regenfällen kommt auch noch ein weiterer Wasserverlust durch Verdunstung infolge der durch den Klimawandel höheren Lufttemperaturen hinzu. Und das ist schon länger so. Wenn man 30 Jahre zurückschaut, so hat sich die Wahrscheinlichkeit einer ausgeprägt trockenen Vegetationsperiode seit 1985 versechsfacht.

Es muss einem auch klar sein, dass auch wenn Hochwasserfotos immer sehr viel spektakulärer aussehen als Fotos von einer Dürre, sind durch Trockenheit sehr viel größere Landflächen – und damit neben dem Wasserhaushalt auch Flora und Fauna – betroffen, als durch Hochwasserereignisse.

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Für Flüsse ist zu wenig Grundwasser nicht nur wegen Schwierigkeiten für die Schifffahrt dramatisch. Vielmehr ist ein weiteres großes Problem, dass sich die Flüsse scheller erwärmen, was zu einem Sauerstoffabfall und schlimmstenfalls auch zum Sterben von Fischen und im Wasser lebenden Kleinstlebewesen führen kann. Auch für Bäume, die sich über ihre tiefen Wurzeln mit Feuchtigkeit versorgen, bedeuteten niedrige Grundwasserpegel Stress. Und Landwirte, die ihre Felder über das Grundwasser wässern, können ebenfalls in Schwierigkeiten kommen. Um Versorgungsengpässe zu vermeiden, sind hier effizientere landwirtschaftliche Bewässerungsmethoden notwendig.

Den fehlenden Niederschlägen steht der Starkregen gegenüber, der immer öfters fällt. Innerhalb von Minuten prasseln viele Liter Regen zu Boden, der diese Menge nicht aufnehmen kann, was zu Überschwemmungen führt. In Braunsbach fielen im vergangenen Mai zum Beispiel im Einzugsgebiet mehrerer kleinerer Bäche in einer Stunde mehr als 90 mm Niederschlag. Das dadurch verursachte Hochwasser richtete enorme Schäden an, insbesondere durch Geröll und Gestein sowie mitgeführte Baumstämme wurde das Dorf verwüstet und unbewohnbar gemacht.

Das gefährliche an solchen Sturzfluten, die in den vergangenen Jahren immer öfters aufgetreten sind, ist, dass sie nicht vorhersehbar sind. Man kann sich aber wappnen. Mit speziellen Starkregenkarten zum Beispiel. Baden-Württemberg hat als erstes Bundesland den Kommunen erstmals eine Datengrundlage gegeben. Dadurch sollen Städte und Gemeinden besser auf lokale Unwetter vorbereitet werden. Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) hat einen Leitfaden erstellt, der Kommunen in die Lage versetzen soll, spezielle Starkregenkarten zu erstellen – mit digitalen Geländemodellen und neuen Risiko-Daten. Vor Ort kann man sich so besser gegen Sturzfluten wappnen (siehe Kasten).

Auch bei Hochwasserschutzanlagen muss man in Zukunft umdenken, Modelle, die vor mehreren Jahren erstellt wurden, sind nach den neuen Erkenntnissen von Klimaexperten inzwischen veraltet, der Schutz ist nicht mehr gewährleistet. Denn sie wurden so dimensioniert, dass sie vor einem sogenannten »Jahrhunderthochwasser«, dass statistisch gesehen einmal in 100 Jahren vorkommt, schützen.

So ein »Jahrhunderthochwasser« kommt inzwischen aber erstens immer öfters vor, und zweitens steigt das Wasser dabei jedes Mal höher, als man beim Bau der Schutzanlagen dachte. In Zukunft muss also der Klimawandel mit einberechnet werden, was die Planer vor gro- ße Herausforderungen stellen dürfte. Und nicht nur die. Auch beim Brückenbau muss man den Klimawandel einplanen, und Ufermauern werden schon jetzt so gebaut, dass sie später einigermaßen problemlos erhöht werden können.

Weitere Infos zum Thema Klimawandel und Wasserhaushalt in BadenWürttemberg finden Sie im Internet unter anderem hier: http://www.kliwa.de/
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Zusammenfassung: Chancen und Risiken

Für die Böden in der Region hält der Klimawandel sowohl Chancen als auch Risiken bereit. Auf der Plusseite steht die vermehrte biologische Aktivität, die durch den wärmeren und längeren Sommer gegeben ist. Die Wärme ist auch bereits im Frühjahr eine positive Auswirkung, da sich der Boden schneller erwärmt, somit schneller bearbeitet und die Ernte schneller eingebracht werden kann. Auf der Negativseite steht, dass durch den Klimawandel der Humusgehalt sinken könnte, dass es bei Starkregen zu mehr Erosion kommen könnte, und dass durch diese Erosion mehr Nähr- und Schadstoffe in Gewässer und andere Ökosysteme gespült werden könnten.

Kohlenstoffvorräte: Klimafreundliche Moore

In Baden-Württemberg haben sich Moore nach Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10000 Jahren gebildet. Über diesen Zeitraum haben sich in den Moorflächen große Kohlenstoffvorräte angesammelt. Der in den Moorböden gespeicherte Kohlenstoff stammt aus der Photosynthese, also aus der Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre durch Pflanzen. Nach dem Absterben der Vegetation oder von Pflanzenteilen im Herbst oder im Winter geraten die meisten Pflanzen unter Wasser. Es bildet sich Torf, der stellenweise bis zu über zehn Meter mächtigen Lagen heranwachsen kann. Mit der Torfbildung wird automatisch das Klimagas CO2 dauerhaft im Moorboden gebunden.


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Bodenversiegelung: Siedlung- und Verkehr

Bodenverlust und Bodenversiegelung sind massive Beeinträchtigungen des Bodens, da sie mit einem Verlust aller Bodenfunktionen einhergehen. Verursacht werden sie in der Region Südlicher Oberrhein vor allem für Siedlungs- und Verkehrszwecke sowie zu einem geringen Teil auch durch den Rohstoffabbau, speziell den Nassabbau von Kies und Sand, in dessen Folge eine offene Wasserflä- che entsteht. Die Neuinanspruchnahme von Böden steigt nach wie vor auch in der Re- gion Südlicher Oberrhein an. Zwischen 2001 und 2011 nahm sie um durchschnittlich 276,6 ha pro Jahr für Siedlungs- und Verkehrszwecke zu.

Humus: Organischer Kohlenstoff

Der Begriff Humus kennzeichnet die Gesamtheit der abgestorbenen organischen Substanz des Bodens. Pflanzenteile und Tiere werden durch Bodentiere und Mikroorganismen zersetzt und in unterschiedliche Humusfraktionen umgewandelt. In Abhängigkeit von den Standortbedingungen wird die organische Substanz in unterschiedlicher Geschwindigkeit umgesetzt. Ein Teil wird in Huminstoffe umge- wandelt, was zur Dunkelfärbung der Oberbö- den führt. Bei der Mineralisation dagegen wird der Humus vollständig zu nicht organischen Stoffen abgebaut. Dabei werden auch die in der organischen Substanz enthaltenen Pflan- zennährstoffe freigesetzt.

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Boden ist so selbstverständlich, dass man sich keine Gedanken über ihn macht. Er ist ja überall, egal wohin man schaut. Versiegelung, Erosion und Kontamination sind aber Gründe, warum man gesunden und genügend Boden nicht für selbstverständlich nehmen sollte. Und die Zunahme von Starkregen, ausgelöst durch den Klimawandel, ist eine weitere Gefahr.

Beim Thema Boden fällt einem zuerst der Anbau von Nahrungsmitteln ein und die auf ihm stehenden Wälder. Aber das ist bei weitem nicht der einzige Grund, warum man ihn schützen sollte und muss. Der Boden speichert und reinigt das Wasser, das durch ihn hindurch fließt, er ist Lebensraum für eine Vielzahl von Tier und Pflanzenarten, er steuert die Stoffkreisläufe in der Natur.

Nicht zuletzt ist der Boden nicht nur vom Klimawandel betroffen, sondern die durch das Klima bedingte Veränderungen im Boden haben auch wiederum Auswirkungen auf das Klima. Es ist gewissermaßen ein Kreislauf, um nicht zu sagen Teufelskreis, denn je schlechter der Boden, desto negativer die Auswirkungen auf das Klima, desto schlechter der Boden, desto negativer die Auswirkungen auf das Klima, desto ... und so weiter und so fort.

Der Grund dafür ist, dass im Boden Gase wie zum Beispiel CO2 gebunden werden oder von ihm freigesetzt werden können. Vor allem Moore spielen hier eine große Rolle. Weltweit bilden die Böden nach den Meeren den zweitgrößten Kohlestoffspeicher. Hier wird in großem Umfang organisches Material konserviert, womit der Bildung von Treibhausgasen als Folge des biologischen Abbaus entgegengewirkt wird.

In den Böden in Baden-Württemberg sind bis in eine Tiefe von einem Meter laut dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft etwa 450 Millionen Tonnen organischer Kohlenstoff und damit 1651 Millionen Tonnen CO2 gespeichert. Wird der Boden benutzt, ändert sich die Speicherkapazität jedoch, womit der Treibhausgaskreislauf beeinflusst wird und somit Auswirkungen auf den Klimawandel entstehen.

Allein durch die Umstellung auf eine pfluglose Bodenbearbeitung oder mit dem Wechsel von Acker- zu Grünlandhaltung könnte man laut einer Broschüre des Ministeriums die gespeicherte CO2-Menge erhöhen. Es sei ermittelt worden, dass durch eine pfluglose Bodenbearbeitung jährlich 1,3 Tonnen CO2 pro Hektar und bei einer Umstellung von Ackerauf Grünlandnutzung etwa 4,9 Tonnen pro Hektar mehr im Boden festgesetzt werden könnten. Das sind allerdings nur theoretische Zahlen, die nicht eins zu eins in die Praxis übernommen werden können.

Dann gibt es noch die Moore: Sie sind ein Sonderfall, denn sie gelten, solange sie nicht bearbeitet werden, als weitgehend klimaneutral. Das heißt, sie nehmen so viel Kohlendioxid auf wie sie abgeben. Das Gas wird jedoch freigesetzt, sobald das Moor landwirtschaftlich genutzt und beispielsweise entwässert wird, und natürlich auch, wenn dem Moor Torf entnommen und dieses verbrannt wird.
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Aber nicht nur CO2 wird von Böden gespeichert. Ein weiterer Faktor in der Treibhausgasbilanz ist das Lachgas (N2O), welches durch die unvollständige Reduktion von Stickstoffverbindungen in Sauerstoff armen Bereichen in Bö- den entsteht. Lachgas ist ein Treibhausgas, das rund 300-mal so klimaschädlich ist wie Kohlendioxid. Hauptquellen für Lachgas sind unter anderem stickstoffhaltige Düngemittel in der Landwirtschaft und auch die Tierhaltung. Wie viel Lachgas in die Luft abgegeben wird, hängt von Faktoren wie der Bodenverdichtung oder auch vom Bodenwassergehalt ab. Wer die Stickstoffdüngung gezielt an den Pflanzenbedarf anpasst, kann die Freisetzung von schädlichen Gasen aber sehr gut vermindern.

So weit die allgemein von Wissenschaftlern erarbeiteten Erkenntnisse. Wie genau sich der Klimawandel auf die verschiedenen Böden in baden-württemberg auswirkt, kann aber nicht hundertprozentig vorhergesagt werden. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass durch Starkregen und auch durch extreme und lang anhaltende Trockenperioden Boden in Zukunft verloren gehen wird. Vor allem durch Überschwemmungen kann das humus- und nährstoffreiche Oberbodenmaterial weggespült werden, bei Trockenheit entwässern hingegen viele Böden stärker. Beide Extremwetterfolgen, egal ob Überschwemmung oder Dürre, würden dafür sorgen, dass die Leistungsfähigkeit der Böden sinkt und in der Landwirtschaft die Ernten geringer ausfallen.

Um zu erfassen, wie schwerwiegend ein solcher Verlust des Bodens ist, muss man wissen, dass die Neubildung von Boden sehr lange dauert. Rechnerisch entstehen laut dem Umwelt-Ministerium pro Jahr maximal 0,1 Milimeter Boden. Bei einem extremen Niederschlagsereignis könnten jedoch weit mehr als 50 Jahre Bodenbildung auf einen Schlag weggespült werden, und somit verloren gehen.

Auch die organische Substanz der Böden, die zuvor durch Luftabschluss konserviert war, würde dadurch, dass die obere Schicht abgetragen wird und sie nun der Luft ausgesetzt ist, schneller abgebaut werden. Dadurch, dass die Winter durch den Klimawandel feuchter und wärmer werden, würde sich dieser Prozess das ganze Jahr hindurch fortsetzen und nicht durch länger anhaltenden Frost unterbrochen werden.

Laut dem baden-württembergischen Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft besagen erste Schätzungen, dass eine Erwärmung des Klimas um zwei Grad die Humusvorräte unter Grünland und Wald um 20 Prozent vermindern würde, auch in Mooren könnte je nach Höhenlage der Torfrückgang durch den Klimawandel bechleunigt werden. Zudem kann es auch zu Schäden außerhalb der Erosionsflächen kommen: Gewässer können durch Nähr- und Schadstoffe, die aus dem Boden ausgespült werden, belastet werden.

Das wird natürlich je nach Bodenbeschaffenheit regional sehr unterschiedlich ablaufen. Um genau zu sagen, in welchem Maße die Auswirkungen des Klimawandels eintreffen werden, müssen genaue Informationen über die Bö- den und die dort bisher herrschenden Klimaeinflüsse ermittelt werden. Eines ist jedoch sicher: Wer bereits jetzt von Bodenerosion betroffen ist, wird in Zukunft noch mehr mit diesem Problem zu kämpfen haben.
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Kälte, Regen, Hagel: Auf die Gefahren reagieren

Der Klimawandel sorgt immer früher im Jahr für milde Temperaturen, wodurch die Natur auch immer früher erblüht. Ein oder zwei Nächte mit Minusgraden können da schnell für große Schäden in der Landwirtschaft sorgen, wie auch die Ortenau kurz nach Ostern erleben musste. Neben dem Frost sind auch starke Regenfälle und Hagelschlag immer öfters eine Gefahr. Vor dem Hintergrund des Klimawandels setzen deshalb immer mehr Produzenten inzwischen auf Schutzmaßnahmen, etwa Hagelschutznetze für Kernobst, Verfrühungstunnel für Spargel und Erdbeeren, Überdachungen für Kirschbäume oder Gewächshäuser für Gemüse.

Gefährlicher Schädling: Kirschessigfliege


Die aus Asien stammende Kirschessigfliege (lat. Drosophila suzukii) wurde 2011 zum ersten Mal in Deutschland nachgewiesen, 2014 wurde sie zum massiven Problem auch auf Weinbergen. Auch in der Ortenau ist sie inzwischen ein Problem. Mit einer Art Säge ritzen die weiblichen Tiere Löcher in gesunde, reifende Früchte und legen bis zu 400 Eier ab. Die Larven fres- sen die Früchte innerhalb kurzer Zeit kaputt. Nach Angaben des Julius Kühn-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, können pro Jahr zahlreiche Generationen gebildet werden, die Insekten können mehrere Mona- te alt werden. Sie befallen überwiegend weichschalige und rote Obstsorten.
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Der Huglin-Index
 
Der nach Pierre Huglin benannte Huglin-Index zeigt an, welche Weinsorten wo gedeihen können. Er berechnet die Wärmesumme über Tagesmittel und Tagesmaximumwerte im Zeitraum von April bis September. Je höher die Temperatursumme ist, desto mehr und spätreifende Weinsorten können die Winzer anbauen. Beispiel: Während der Müller Thurgau be- reits mit einem Huglin-Index von 1500 und der Riesling von 1700 auskommt, braucht ein Merlot 1900 und ein Syrah, der beispielswei- se bereits heute am Kaiserstuhl angebaut wird, ein Huglin-Index von 2200. In den nächs- ten Jahrzehnten wird der Huglin-Index auf- grund des Klimawandels weiter ansteigen.

Piwis

Was wie ein wissenschaftliches Experiment klingt, ist ein in der deutschen Weinbranche keineswegs seltenes Vorhaben. Es geht um sogenannte Piwis, das Kürzel für pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Hierbei werden europäische Pflanzen mit Reben aus Amerika oder Asien gekreuzt. Dabei wird die natürliche Widerstandsfähigkeit der fremden Arten über- nommen. Später werden die Sorten mehrfach mit anderen europäischen Reben gekreuzt, damit sie geschmacklich nah beim heimi- schen Ursprung sind – die Pilz-Widerstandsfä- higkeit bleibt trotz Rückkreuzungen drin. Der Vorteil: Die Winzer müssen deutlich weniger spritzen.
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Die Landwirtschaft in der Region gehört sowohl zu den Gewinnern als auch zu den Verlierern des Klimawandels. Zum Beispiel wird es einerseits möglich sein, auch in höheren Lagen Ackerbau zu betreiben und später reifende Rebensorten anzubauen. Andererseits können beispielsweise Schädlinge mehrmals jährlich auftreten und bestimmte Pilzkrankheiten gedeihen sehr viel besser.

Die Landwirtschaft in BadenWürttemberg und besonders am Oberrhein durch den Obstbau, den Gemüsebau und den Weinbau geprägt. Wobei diese drei Bereiche zwar den größten Gewinn versprechen, aber auf das gesamte Bundesland gesehen nur wenig Fläche bedecken. 58 Prozent des Agrarlandes in Baden-Württemberg sind Ackerland, 38 Prozent Grünland. Auf nur vier Prozent wachsen Wein, Gemüse und Obst.

Auf die verschiedenen Bereiche wird der Klimawandel in den kommenden Jahren verschiedene Auswirkungen haben. Der Maisanbau könnte beispielsweise noch zulegen. Denn in Höhen, in denen Mais bisher nicht gedieh, wird es wärmer werden, so dass die Futter- und Energiepflanze auch dort wachsen kann. Der Winterweizenertrag wird hingegen sinken, da er mit dem Klimawandel nicht so gut zurechtkommen wird. Das sind zumindest die Aussichten, die Wissenschaftler des Verbundprojekts »Klimawandel – Auswirkungen, Risiken, Anpassung« (KLARA) veröffentlicht haben.

Darin ist aber unter anderrem nicht der Düngeeffekt berücksichtigt, den höhere CO2-Werte bewirken könnten. Er könnte bewirken, dass sich der Ertrag zwar verbessern, die Qualität aber wohl eher sinken würde, die Eiweißgehalte der Pflanzen würden also abnehmen. Weil diese aber zum Beispiel beim Backweizen unentbehrlich sind, werden auch die Gewinne der Landwirte zurückgehen. Von daher würde es sich gar nicht lohnen, mache Pflanzen, die gut wachsen, vermehrt anzubauen. Was zudem von den Forschern nicht berücksichtigt wurde, ist die in Teil drei der Klimaserie der Mittelbadischen Presse beleuchtete Gefahr, dass der Klimawandel für eine Wasserknappheit in der Landwirtschaft sorgen könnte. Das würde auch den Mais betreffen.

Sicher ist, dass die Landwirte in der Oberrheinebene, also auch in der Ortenau, sich besonders schnell an den Klimawandel anpassen werden müssen, da sich hohe Temperaturen in ohnehin schon warmen Gebieten umso stärker auswirken, wie die Erfahrungen aus Hitzesmommern wie dem im Jahr 2003 zeigen.

Mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von über 9 Grad Celsius und einer dadurch bedingten Vegetationsperiode von 170 Tagen gehört die Region schon jetzt zu den wärmsten Gebieten Deutschlands. Durch den Klimawandel werden hier mehr Anstrengungen in der Pflanzenzüchtung,und Anpassungen in Fruchtfolge, Aussaat, Düngung, Bodenbearbeitung und Pflanzenschutz nötig werden. Auch eine Bewässerung könnte verstärkt gefragt sein, womit wir schon wieder bei Teil drei dieser Serie wären.  
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Die Wärme könnte aber nicht nur den momentanen Anbauprodukten Probleme bereiten, sondern auch andere Pflanzen für die Landwirte interessant machen. Sonnenblumen könnten zum Beispiel auf größeren Flächen angebaut werden, Der Anbau von Gemüsesorten wie Paprika, Auberginen oder auch Artischocken liegt im Bereich des Möglichen und könnte Gewinne bringen. Soja boomt jetzt schon, auch in der Ortenau. Die Pflanze wird derzeit in Deutschland auf gerade einmal 17.000 Hektar Fläche angebaut und vor allem als Tierfutter verwertet, die Nachfrage nach regionalen und gentechnikfreien Sojaprodukten als Ersatz für tierisches Eiweiß in der menschlichen Ernährung in Form von Tofu wächst aber deutlich.

Zuckerrüben werden laut den KLARA-Forschern hingegen wohl an Anbaufläche verlieren, da sie mit dem Klimawandel nicht so gut zurechtkommen werden, und die Obstbauern werden in den kommenden Jahren unter mehr Schorfbefall ihres Obstes zu leiden haben, da die Infektionsgefahr mit Pilzsporen in den in Zukunft feuchteren Frühjahren deutlich zunimmt. Höhere Temperaturen sorgen zudem für das Auftreten mehrerer Generationen von Schädlingen in einem Jahr.

Insgesamt müssen die Landwirte wegen der erwarteten Zunahme von Schädlingen und Pflanzenkrankheiten mit höheren Kosten durch mehr Aufwand und dem Versprühen von mehr Pflanzenschutzmitteln rechnen. Bio-Bauern könnten besonders betroffen sein, da sie keine chemisch-synthetischen Mittel einsetzen dürfen. Durch den Klimawandel werden auch immer mehr Schädlinge einwandern, wie beispielsweise der Maiswurzelbohrer und die Kirschessigfliege, die schon in den vergangenen Jahren für große Schäden gesorgt haben.

Pilzbefall und alte und neue Schädlinge dürften in Zukunft auch den Winzern immer mehr zu schaffen machen. Insgesamt gesehen ist der Weinbau aber wohl der Bereich in der Landwirtschaft, der am wenigsten vom Klimawandel betroffen sein wird. Er kann auf Rebsorten ausweichen, die mit der Wärme zurechtkommen. Der Wandel ist bereits da, auf den Weinbergen der Region wachsen schon lange nicht mehr nur Riesling, Spätburgunder und Müller-Thurgau, sondern beispielsweise auch Tempranillo, Cabernet Sauvignon und Merlot. Wegen des Klimawandels und der höheren Durchschnittstemperaturen ist deren Anbau mittlerweile möglich, seit den 1990erJahren ist ein stabiles Ertragsniveau mit vergleichsweise geringen Schwankungen zwischen den einzelnen Jahren zu verzeichnen.

Der Riesling, eines der Aushängeschilder der Ortenau, wird hingegen Probleme bekommen. Die Rebsorte entwickelt ihre Fruchtaromen in dem Unterschied zwischen heißen Tagen und kühlen Nächten, und diese Unterschiede dürften in den kommenden Jahren immer mehr abnehmen.

Ob das eine gute Entwicklung ist, wird unter Weinexperten teilweise hitzig debattiert. Im Kern geht es um die Frage, ob sich der Weinstandort Baden-Württemberg treu bleiben soll mit seinem Schwerpunkt auf eher leichte, fruchtige Weine, die auch in kühleren Regionen gut reifen. Oder soll man versuchen Merlot, Chardonnay und Cabernet Sauvignon so gut auszubauen, dass man mit den traditionellen Anbaugebieten dieser Weine in Konkurrenz treten kann? Die Zukunft und der Klimawandel werden zeigen, wohin der Weg für die Winzer der Region führen wird. 
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