Zuhause fremdDie Nacht, die alles änderte
Eine Rekonstruktion.
Von Bastian André
Mit Fotos von Stephan Hund und Ulrich Marx
Freitagabend."Schön war's. Schlaf gut, Liebling."
Nach Mitternacht kommen Melli und Waldemar nach Hause.
Um 1.30 Uhr legen sie sich schlafen.
Aus dem Schlaf gerissenDas Telefon klingelt mitten in der Nacht.
Melli steht auf, läuft die Treppe herunter. Dem Läuten entgegen. Als sie unten ankommt, verstummt es.
Etwas stimmt nicht.
"Waldemar! Ein Einbrecher!"Melli schreit nach ihrem Mann
Wieder klingelt das Telefon. Melli hebt den Hörer ab. "Euer Schwiegersohn versucht das Auto aus dem Hof zu schieben!", sagt die aufgeregte Stimme am anderen Ende.
Melli hat Angst. "Waldemar!", schreit sie die Treppe hoch. "Bei uns ist ein Einbrecher!"
Schnell zu MelliWaldemar rennt zu seiner Frau.
Melli ist völlig aufgelöst, verwirrt. Sie hat Angst.
Waldemar sieht die aufgebrochene Haustür. Er geht durch, raus in den Hof, auf die Straße.
In der Ausfahrt steht der Toyota. Verlassen.
Er ist verschwunden.Keine Spur vom Einbrecher.
Später wird Waldemar von seiner Nachbarin erfahren, dass der Einbrecher mit dem Toyota wegfahren wollte, aber in der Ausfahrt an einem Pfosten hängenblieb. Er stieg aus, wollte den Wagen mit bloßer Körperkraft schieben.
Als er das Telefon im Haus klingeln hört, lässt er davon ab und ergreift die Flucht.
AngstWarten auf die Polizei.
Er und Melli warten. Ihr Herz klopft. Sie fühlen sich allein. Angegriffen. Die Nachbarin stößt dazu. 20 Minuten vergehen, ziehen sich. Eine Polizeistreife fährt vor, im Wagen sitzt ein junger Mann auf der Rückbank. "Das ist er!", ruft die Nachbarin aufgeregt. Es ist nicht der Schwiegersohn von Melli und Waldemar.
Aber der Einbrecher, ja, der ist es. Sie ist sich sicher.
"Der hat nur gegrinst."Waldemar darf nicht zum Polizeiwagen.
Wenige Minuten später fährt der Polizeiwagen davon. Andere Beamten bleiben. Spurensicherung.
Melli und Waldemar können nur zuschauen. Fassungslos. Hilflos.
Ein ekelhafter Fund.Die braunen Flecken im Gras.
Waldemar geht in den Garten, will sich ablenken. Im Gras entdeckt er braune Flecken. Klebrig. Fürchterlich stinkend.
Die Spuren führen ins babyblaue Gartenhaus. Beißender Gestank. Waldemar blickt ins Häuschen. Kann es nicht fassen.
"Er hat ins Häuschen geschissen", erzählt er. Knallhart. Angeekelt.
"Es hat alles gestunken."Kotspuren überall.
Der zerkratze Toyota, die aufgebrochene Haustür. 9000 Euro Kosten waren es insgesamt, sagt Waldemar.
Sein Versicherungsschutz hat die Schäden nicht übernommen.
Keine Hilfe.Die Neimanns bleiben auf dem Schaden sitzen.
Letztendlich hat er 1500 Euro vom "Weißen Ring" bekommen - einem Hilfsverein für Opfer von Gewaltverbrechen. "Ein Glück", sagt Waldemar.
Aber nicht nur finanzielle Schäden sind geblieben.
"Sie will hier nicht bleiben."Ein neues Zuhause für Melli.
Sie haben ein Haus gekauft, renovieren es jetzt. "Melli will hier nicht bleiben", gesteht Waldemar. "Wir mussten halt einen Kredit dafür aufnehmen." Das musste sein. Er hat es für sie gekauft.
Für den Neuanfang. Und ruhige Nächte.
Hofft Waldemar.